Nach einem Bericht von Hilde M. und Joe Bodemann
Anna G. war eine alleinstehende, alte Frau und hatte einen kleinen
Westi. Sie lebte in einem renovierten Bauernhäuschen. Hinter diesem Haus
standen noch alte Schweineställe. Da Anna G. schlecht laufen konnte,
kam immer ein nettes junges Paar zu ihr. Die beiden waren Hundetrainer
und Hundefrisöre. Sie versorgten Anna G. mit Einkäufen und
kümmerten sich um ihren kleinen lieben Westi „Teddy“.
Anna G.
fand die Beiden im Laufe der Zeit so sympathisch, dass sie das Paar als
Erben in ihrem Testament einsetzte. Diese versprachen, im Fall des
Todes, sich weiterhin um den kleinen Teddy zu kümmern. Anna G. und ihr
Teddy lebten schon 8 Jahre lang eng zusammen und für sie war Teddy ihr
Leben! Das erzählte Anna G. ihrer befreundeten, alten Nachbarin Hilde M.
Ein
Jahr später lag eines Morgens Anna G. tot im Bett. Sie verstarb an
Herzversagen. Teddy war nun allein. Laut Vereinbarung sollte sich ja nun
dieses Hundeexperten-Paar um den kleinen Hund kümmern.
Ein paar
Wochen nach Anna G.‘s Tod und dem Einzug der Erben, klang abends aus dem
Haus immer öfter laute Musik. Viele Leute gingen ein und aus. Wenn die
Fenster offen waren, hörte man auch laute Streitgespräche. Es fanden
immer wieder Partys statt. Die Nachbarin Frau Hilde M. wunderte sich
schon seit Wochen, dass mit dem kleinen Westi Teddy nur noch selten
Spazieren gegangen wurde. Als Anna G. noch lebte, sah man Teddy jeden
Tag mit dem jungen Paar. Doch nun sah sie Teddy so gut wie gar nicht
mehr…
Frau Hilde M. war misstrauisch. In besonders klaren
Nächten hörte sie ganz leise, piepsige Töne. Zuerst dachte sie, es sei
eine Katze. Auf Grund ihrer großen Neugierde, entschloss sie sich eines
Abends, es war sehr kalt, trotz ihres schweren Hüftleidens, auf die
Straße zu gehen und dem Geräusch zu folgen. Es schien aus dem alten
Schweinestall ihrer verstorbenen Nachbarin zu kommen. Sie ging und
näherte sich langsam. Sie hörte das Geräusch schon ganz nah. Sofort
schoss ihr Teddy in den Kopf. Sie ging zur Stalltür und rief: „Teddy,
Teddy“ und Teddy antwortete ihr mit heiserer Stimme, mit nach Hilfe
flehendem Wimmern.
Hilde M. kannte ich aus früheren Zeiten, als
sie noch selber einen Hund hatte. In ihrer Verzweiflung rief sie mich an
und erzählte, was sie erlebt hatte. Nach unserer Einschätzung muss der
Hund so schon fast ein halbes Jahr gehalten worden sein. Ich fuhr sofort
los. Die jungen Leute waren zum Glück nicht Zuhause und wir konnten
direkt in den alten Schweine-stall gehen. Im Lichtkegel meiner
Taschenlampe saß ein kleiner, schmutzverklebter West-Highland-Terrier.
In einem Verschlag aus Schweinegittern, nicht größer als 4 Quadratmeter,
altes Stroh und Kot und kein Wasser in dem verdreckten Wassernapf.
Seine kleine Rute wedelte unsicher hin und her, aus seinen Augen starrte
die Angst. Ich nahm Teddy in den Arm. Sein kleines, schmutziges
Gesicht drückt sich an meines und ein tiefer Seufzer war von ihm zu
hören, so, als wollte er sagen: „Ich bin froh, dass Du da bist. Lasst
mich nicht allein!“.
So holte ich Teddy aus dieser nassen und
kalten Hölle und nahm ihn mit auf meinen Gnadenhof. Wir mussten ihn
mehrmals baden, um ihn sauber zu bekommen und seine entzündete Haut zu
heilen. Was musste dieser kleine unschuldige Hund Tag und Nacht
aushalten und leiden. Heute noch hat er Angst, dunkle Räume zu betreten
und fängt an, zu zittern. Im Gnadenhof hat er viele vierbeinige Freunde
und Menschen gefunden, die seine kleine Seele jeden Tag streicheln.
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